The Dark Age of Container Testing
Es war einmal vor langer Zeit, in einer weit entfernten Software-Entwicklungs-Galaxie, da war Computing-Zeit teuer und menschliche Arbeit billig. Einen Computer verwenden um Software zu testen? Undenkbar! Dafür können wir doch Tester einstellen und ausführliche Testhandbücher schreiben.
(Quelle: http://www.ancient-origins.net/sites/default/files/field/image/Ancient-Book.jpg)
Doch auch später, als es üblich wurde Unit-Tests zu schreiben, wurde Testen von Entwicklern gerne stiefmütterlich behandelt. Interessanterweise gibt es verschiedene historische Definitionen von Unit in diesem Kontext, das Wort meint entweder die zu testestende Einheit der Software, oder besagt, dass der Tests selber eine Einheit darstellt. Meist wurde dem over-the-shoulder Prinzip gefolgt und das Testen der Testabteilung überlassen. Ob diese Abteilung automatisiert oder manuell testet, was kümmert mich das als Entwickler! Aus dieser Zeit, und lehrreichen Softwaretechnikvorlesungen, ist dem einen oder anderen sicherlich die klassische Testpyramide bekannt.
(Quelle: https://blog.namics.com/2012/06/tour-durch-die-testpyramide.html)
Die Agile-Revolution
Diese Einstellung in Bezug aufs Testen änderte sich Mitte der 90ern im Zuge der Agile-Revolution mit dem Aufkommen von Techniken wie Xtreme Programming (XP) und Test Driven Development (TDD), sowie einer gehoben Wertschätzung für den Aspekt der Software-Qualität zumindest in Teilen der Entwickler-Community. Das Schreiben von Unit-Tests fiel im Zuge von TDD nun eindeutig in den Verantwortungsbereich des Entwicklers und auch Integration-Tests wurden, wo nötig, von Entwicklern geschrieben. Wann immer möglich wurde allerdings versucht auf Integration-Tests zu verzichten, waren diese doch eine zeitaufwändige und fragile Angelegenheit, schließlich musste sich wohlmöglich die gesamte Entwicklungsabteilung die selbe, mühsam von Hand gepflegte, Testumgebung für die Integration-Tests teilen.
Testen im Microservice-Zeitalter
Vor kurzem hat Spotify einen interessanten Blogartikel zum Thema Testen von Microservices veröffentlicht, in dem die Nützlichkeit der klassischen Testpyramide in Frage gestellt wird und die Testhonigwabe als alternatives Paradigma vorgestellt wird.
(Quelle: https://labs.spotify.com/2018/01/11/testing-of-microservices/)
Unabhängig davon, ob man nun die Ansichten der Autoren zum Verhältnis Unit- vs Integration-Tests teilt, sollte man sich zumindest ihre Definition von Integrated-Test (NICHT Integration-Test) durch den Kopf gehen lassen:
A test that will pass or fail based on the correctness of another system. Some signs of having Integrated Tests are:
- We spin up other services in a local testing environment
- We test against other services in a shared testing environment
- Changes to your system breaks tests for other systems This is a quite fragile way of testing and we recommend learning more directly from the source above.
Aber wie genau können wir uns von der gemeinsam verwendeten Testumgebung emanzipieren?
Docker + Testcontainers to the rescue
Docker als Container-Technologie hat die Entwicklung und den Betrieb von Software seit 2014 in vielerlei Hinsicht revolutioniert. Im Laufe der letzten beide Jahre werden Docker Container nun auch für das Erstellen von portablen ad-hoc Testumgebungen als ideales Werkzeug eingesetzt. Gerade für Java-Entwickler existieren bereits einige, auf Docker basierende Tools, die eine einfache Integration in die gewohnten Entwicklungsprozesse ermöglichen, zum Beispiel das exzellente docker-maven-plugin. Ein weiteres Beispiel ist die Java Library Testcontainers, die eine native JUnit Integration und für die Spock-Fans gibt es außerdem eine [Spock-Erweiterung] (https://github.com/testcontainers/testcontainers-spock) anbietet.
Im folgenden wird anhand einer einfachen Beispielanwendung der Einsatz von Testcontainers demonstriert.
Der obligatorische Bücherkatalog
Wie kann man Konzepte besser vermitteln, als am Beispiel des klassischen Bücherkatalogs? Vermutlich ist jedes andere beliebige Beispiel mittlerweile besser geeignet und weniger abgedroschen, doch dies soll uns nicht davon abhalten, uns am Beispiel einer Bücherkatalog-Applikation die Konzepte von Testcontainers ein wenig näher anzuschauen.
Integration-Tests gegen RDMBS
Angenommen wir folgen den Begrifflichkeiten von Domain Driven Design und nutzen ein Repository zum Persistiern unserer Buch-Domänen-Objekte in eine relationale Datenbank, wir könnten die Integration-Test aussehen? Manch ein Team würde nun vielleicht Tests innerhalb einer geteilten, in einer Testumgebung, aufgesetzten Datenbank ausführen. Am Besten sogar in geteilten Schematas die automatisch generiert werden. Wer durch solcherlei Praktiken schon genug Schmerzen erfahren hat, wird vielleicht eher zu einer isoliert testbaren H2 In-Memory Datenbank tendieren. Doch auch diese Variante ist nicht frei von Problemen, die Schmerzen treten hier lediglich in anderer Form auf. Wer kennt es nicht, die Integration-Tests laufen wunderbar mit der H2, aber wenn die Software dann in Produktion mit dem Oracle-RAC interagieren muss, dann macht sie die Grätsche. Testcontainer bietet sich hier als Alternative an, die es erlaubt, Integration-Tests in einer eigenen, Ad-Hoc erstellten, Testumgebung mit den echten zu testenden Softwarekompenenten durchzuführen.
Hier die klassische Struktur des Book Repositories:
public class BookRepository {
private final String jdbcUrl;
private final String username;
private final String password;
public BookRepository(String jdbcUrl, String username, String password) {
this.jdbcUrl = jdbcUrl;
this.username = username;
this.password = password;
}
public void save(Book book) {
// ...
}
public long count() {
// ...
}
public List<Book> findAllByAuthor(String author) {
// ...
}
}
Die dazugehörigen Integrations-Tests, als JUnit 4 Tests implementiert, sehen wie folgt aus:
public class BookRepositoryTests {
@Rule
public PostgreSQLContainer databaseContainer = new PostgreSQLContainer();
@Before
public void setup() {
Flyway flyway = new Flyway();
flyway.setDataSource(databaseContainer.getJdbcUrl(), databaseContainer.getUsername(),
databaseContainer.getPassword());
flyway.migrate();
}
private BookRepository buildRepository() {
return new BookRepository(databaseContainer.getJdbcUrl(), databaseContainer.getUsername(),
databaseContainer.getPassword());
}
@Test
public void emptyRepository_isEmpty() {
BookRepository bookRepository = buildRepository();
assertEquals(0L, bookRepository.count());
}
@Test
public void repository_contains_one_book_after_saving_it() {
BookRepository bookRepository = buildRepository();
Book mobyDick = new Book("Moby Dick", "Herman Melville");
bookRepository.save(mobyDick);
assertEquals(1L, bookRepository.count());
}
@Test
public void repository_finds_books_of_given_author() {
BookRepository bookRepository = buildRepository();
Book mobyDick = new Book("Moby Dick", "Herman Melville");
String terryPratchett = "Terry Pratchett";
Book magic = new Book("The Colour of Magic", terryPratchett);
Book elephant = new Book("The Fifth Elephant", terryPratchett);
bookRepository.save(mobyDick);
bookRepository.save(magic);
bookRepository.save(elephant);
List<Book> queriedBooks = bookRepository.findAllByAuthor(terryPratchett);
assertEquals(2, queriedBooks.size());
assertThat(queriedBooks, hasItems(magic, elephant));
}
}
Der Testcontainers-Code Anteil in diesem Beispiel ist hierbei denkbar gering:
@Rule
public PostgreSQLContainer databaseContainer = new PostgreSQLContainer();
Die PostgreSQLContainer
-Klasse ist hierbei eine spezielle Testcontainers-Klasse, die verschiedene Komfort-Methoden, wie z.B. getJdbcUrl()
anbietet. Alternativ kann auch jedes andere beliege Docker-Image in Form einers GenericContainer
verwendet werden. Wenn diese Klasse nun innerhalb einer JUnit-Testklasse mit @Rule
annotiert wird, so sorgt dies dafür, dass der Postgres-Datenbankcontainer für jede einzelne Testmethode neu hochgefahren wird. Alternativ kann auch @ClassRule
verwendet werden, dies sorgt dafür, dass sich alle Testmethoden einer Testklasse den gleichen Datenbankcontainer teilen.
Im @Before
Block sehen wir außerdem, dass Flyway verwendet wird. Dies hat mit Testcontainers an sich erstmal nichts zu tun, ist allerdings eine sehr praktische Java-Library für Datenbankmigrationen.
Integration-Tests gegen $insert-your-favourite-software-here
Grundsätzlich lässt sich Testcontainers mit jeder Software nutzen, die sich innerhalb eines Docker-Containers ausführen lässt. Abseits von PostgreSQLContainer
und GenericContainer
gibt es noch viele weitere spezielle Klassen, die übliche Software in komfortable Art und Weise bereitstellen. Beispiele sind Kafka, Cassandra, oder Selenium. Auch Integration-Tests gegen selbstgeschriebene Software-Komponenten sind dank GenericContainer
kein Problem.
PS: Testcontainers unterstützt Linux, Docker Machine, Docker for Mac und Docker for Window out-of-the-box (Windows so gut out-of-the-box wie man es von Windows ewarten kann, siehe: Windows Support) :relaxed:.
Test Container Labs
Wir freuen uns darüber, das wir Kevin Wittek für unser Test Container Lab als Trainer gewinnen konnten. Lasst von Euch hören, wenn das Thema spannen für Euch ist und Ihr effiziente Hilfe bei der Umsetzung benötigt.